Wenn Angst krank macht…

 

Angst kann krank machen. Der Psychoanalytiker und Arzt Michael Balint (1896-1970) hat festgestellt, dass Menschen körperliche Symptome und Schmerzen entwickeln, wenn sie ihr psychisches Leid nicht verarbeiten können. Kopfschmerzen, Migräne, Magenschmerzen, Bauchkrämpfe, Rückenschmerzen…. all das kann der körperliche Ausdruck von seelischem Leid sein. Dafür hat sich der Begriff Psychosomatik etabliert. Wenn Kranke dann von einem Facharzt zum anderen gehen und keine Ursachen gefunden werden, dann kommen sie irgendwann zur Psychotherapie.

Im Buddhismus heißt es: „Der Körper folgt dem Geist“ und bringt damit genau das zum Ausdruck, was die Psychosomatik herausgefunden hat. Diese Einsicht kann für manche Menschen sehr schmerzhaft sein, denn die körperlichen Leiden sind ja nicht eingebildet, sondern real. Dass die Ursache allerdings nicht in Viren oder überschüssiger Magensäure oder schlechten Blutwerten zu finden ist, sondern in seelischen Konflikten, ist oftmals schwer erträglich. In der systemischen Therapie bezeichnen wir die Symptome als Lösungsversuche für Probleme, die sich letztlich nicht als erfolgreich herausstellen.

An diesem Punkten werden wir mit der existenziellen Tatsache konfrontiert, etwas entscheiden zu müssen, dessen Ausgang ungewiss ist. Daher ist es verständlich, wenn Menschen sich mit einer Entscheidung schwertun, wenn sie zögern, zaudern und zweifeln. Rudolf Klein spricht von der Schwelle – das ist der Punkt, wo eine Entscheidung getroffen werden muss.

Veränderungsprozesse sind mit einer größeren Wanderung vergleichbar. Man kann die Orientierung verlieren, sich verlaufen, im Kreis laufen. Das sind „Ehrenrunden“, deshalb muss man das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Und es ist niemals derselbe Weg. Wie Heraklit schon wusste: man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen. Man begegnet sich selbst.

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